Heft mit Rationierungsmarken

Objekt des Monats Oktober 2018

Datierung: 1918–1920
Herkunft: Chur
Inventarnummer: H1984.143

 

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 Während des Ersten Weltkriegs (1914–1918) war die Versorgungslage in der Schweiz wegen mangelhaft vorbereiteter Kriegswirtschaft prekär. Das Land war auf Getreideimporte aus dem Ausland angewiesen, das internationale Handelssystem funktionierte jedoch nicht mehr. Zudem führten weltweite Missernten zu stark steigenden Getreidepreisen. Erst 1917, als die Not und der Hunger bereits gross waren, wurde schrittweise die Rationierung der wichtigsten Grundnahrungsmittel eingeführt: zuerst Brot und Mehl, 1918 auch Butter, Fett und Öl, Käse und Milch. Die Marken sollten die gleichmässige Verteilung von Lebensmitteln sicherstellen. Neben Bundes- und Kantonsmarken gab es auch Gemeindemarken. Chur hatte zum Beispiel eigene Marken für Bramata und Reis.
Die Mangelernährung verstärkte die Auswirkungen der Spanischen Grippe, die 1918 ausbrach und auch in Graubünden Hunderte Todesopfer forderte. Soziale Spannungen und Unzufriedenheit, vor allem bei der Arbeiterschaft, führten im November 1918 zum Landesstreik. Nach dem Kriegsende dauerte die Preissteigerung weiter an. Die Rationierungs-Massnahmen wurden erst zwischen September 1919 und April 1920 aufgehoben.

 

 

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